Ich bin gerne zuhause, sehr gerne. Anders als anderen jungen Menschen geht mir Baden-Baden eher nicht auf die Nerven und ich genieße es hier zu wohnen, in meinem Klein-Paris.
Aber zum Geburtstag ging es via TGV von Karlsruhe direkt ins echte Paris. Man kommt gegen elf dort an, Verspätungen einkalkuliert, und hat dann über 6 Stunden Zeit sich die Füße plattzulaufen und die Metropläne auswendig zu lernen.
Vom Gare de l´Est, dem Bahnhof, an dem alle Züge aus Süddeutschland ankommen, ging es zu Fuß weiter Richtung Oper - denn nur zu Fuß lernt man eine Stadt richtig kennen. Vor zwanzig Jahren war ich schonmal hier und da ich ja im Nachbau der Pariser Oper, dem Theater Baden-Baden
arbeite, war ein Besuch ein Muss für mich :D
Dann zum
Pere Lachaise, dem Friedhof, auf dem zB DAS PHANTOM DER OPER mit Gerard Butler gedreht wurde und wo ich damals, 2004, schon hinwollte. Dort lohnt es sich, auch die Gräber der unbekannten Menschen unten anzusehen, wie Kraut und Rüben durcheinandergewürfelt stehen Häuschen und Grabsteine da. Einfacher ist es jedoch mit der Metro bis GAMBETTA und nicht nur bis PERE LACHAISE zu fahren und dann den Berg von oben nach unten zu laufen und die Gräber der bekannten Persönlichkeiten direkt zu sehen - neben Oscar Wilde und Chopin findet man hier auch Sarah Bernhardts letzte Ruhestätte, aber auch die des Homöopathen Hahnemann und das bekannteste Grab ist das von Jim Morrison. Wenn man Glück hat, begegnet einem Raphael, engelsgleich mit langen Locken plötzlich in den Grabreihen auftauchend und Englischdeutsch sprechend. Man muss aufpassen, sich auf dem Friedhof nicht totzulachen, denn Raphael ist einfach genial. Gegen ein geringes Trinkgeld zeigt einem der "inoffizielle Führer durch über 100000 Gräber" alles, was man sehen möchte - und noch ein paar Gräber mehr - und das mit einem irren Humor. (Fotos folgen)
Mit der Metro gings dann weiter Richtung Marsfeld/Eiffelturm. Hier wollte ich eigentlich auch die in der Seine befindliche Freiheitsstatue sehen, verschob es aber spontan aufs nächste Mal, denn lieber genoss ich nach dem Eiffelturm mit seinen Karussels und Trocadero die Frühlingsluft an der Seine auf dem Rückweg Richtung Sacre Coeur mit der Metro. Für Amelie Poulains Viertel Montmartre plane ich einen weiteren Tag ein, denn es ist so bunt und schön und hat die großartigsten
Frau Schess-Läden, sodass es eine Schande wäre, nur einmal kurz dort gewesen zu sein. Zwischen all den Stationen hatte ich ausgiebig Zeit, Sträßchen zu erkunden und zu fotografieren und ich kann jedem nur raten, möglichst viel zu Fuß zu unternehmen - es gibt immer wieder überraschende Motive und wunderschöne Läden zu sehen, die man als normaler Tourist gar nicht finden kann. Obwohl es ein Wochentag außerhalb der Ferien war, wimmelte die Stadt von Menschen - die Schlange am Eiffelturm war ewig lang und vor Sacre Coeur stand eine solche Menge an Touristen dass die Mauer schwarz wirkte.
Am Wochenende würde ich mich nicht hintrauen.
In der Metro spielten junge Musiker lustige Lieder und ein Mädchen sang mein Lieblingslied aus der Baden-Badener "Alte Liebe"-Inszenierung "Une histoire d´amour", was durch ZAZ hier dann noch bekannter wurde - das war dann fast ein bissl zuviel Märchen nach Raphael und all den schönen Orten, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt.
Der TGV zurück war dann auch lustig - erst ca zehn min vor Abfahrt steht fest, auf welchem Gleis zwischen 2 und 12 diese stattfindet und vorher kann man den Gare de l´Est noch bewundern und etwas überteuerte belegte Baguettes (die es hier zum Glück zum halben Preis immer auf dem Markt gibt) und Törtchen genießen. Im Zug sind die Plätze fest reserviert und auch so gut wie alle belegt. Neben mir u.a. eine junge Frau mit 9 Monate altem Baby, ich spreche kein Französisch, sie weder Englisch noch Deutsch, doch irgendwann fragt sie mich, ob ich das bis dato quengelnde Kind mal nehmen kann weil sie zur Toilette muss und das kleine Mädchen beginnt mit meinen Fingern zu spielen und liebt den Schlumpf den ich dabei habe und ihr schenke. Bis Strasbourg lacht sie nur noch und dann steigen sie aus.
In Karlsruhe lässt die Bahn einem nach Baden-Baden nur 4 min zum Umsteigen, aber auch das klappt, so irgendwie. Und voll von Eindrücken und aufgedreht, aber froh im eigenen Bett schlafen zu dürfen, packe ich meine Geburtstagsgeschenke aus und sichte die ersten Fotos.
Wunderbar, ich buche gleich wieder! :D
Ein Frühlingstag in Paris öffentliches Album auf Facebook (mehr Fotos folgen!)