16.9.11

Frau Schess mal nachdenklich unterwegs: Radio RUMMS


Zuletzt habe ich von Begegnungen erzählt. Gestern hatte ich wieder so eine wunderbare Begegnung. Oder besser gesagt: mehrere. Ich durfte Gast bei Radio RUMMS sein. Radio, von Kindern für kranke Kinder in Krankenhausbetten gemacht? Das klingt ein wenig düster. Ist es aber nicht. Radio RUMMS ist bunt, ist fröhlich und alles andere als Klinikalltag. Natürlich gibt es auch die nachdenklichen Momente, wenn es darum geht, dass Kinder schwer krank oder auch einfach ängstlich sind. Wenn schon wir Erwachsene Kliniken nicht mögen, wie gräßlich mag der Aufenthalt dort dann für Kinder sein? Doch Radio RUMMS erhellt den Kinderklinikalltag am Mannheimer Universitätsklinikum. Mehr noch: Zunächst schüchterne Kinder, die eigentlich "nur mal gucken" wollten, beginnen plötzlich am Mikro ganz unbefangen Witze zu erzählen oder sprechen über ihre Erkrankung, lachen wieder.
Im Studio, der "elternfreien Zone", führen Kinder und Jugendliche unter Leitung einer Redakteurin durch das Programm. Musikwünsche, Interviews, ein Hörspiel - drei Stunden Sendung am Donnerstag, vorbereitet am Dienstag - und die Stationen mit Infusionen, Gips und Tränen sind meilenweit entfernt. Dennoch: Tod und Trauer werden auch benannt, es wird nichts verschwiegen und auch in meinem Interview ging es ganz unbefangen darum.
Eine brennende Kerze vor seinem Bild erinnert an ein verstorbenes RUMMS-Kind, das nun von einem anderen Ort aus (ich glaube das ganz sicher) jeden Donnerstag bei der Sendung dabei ist.
RUMMS ist ganz viel Gefühl.
Mich hat besonders beeindruckt, mit welcher Freude und Hingabe, mit welchem Interesse die Kinder dabei sind. Da sind Carlo und Alex, die ich kennen lernen durfte, da ist Noah, der jede Woche anruft - so viel mehr als ein bloßes Sendestudio mit Gästen ist RUMMS.
RUMMS hat Seele, RUMMS ist einzigartig.
Schirmherr ist Bülent Ceylan und an den Wänden hängen Grüße von Besuchern und Kindern. Das Sparschwein weist darauf hin, dass sich das Kinderklinikradio ausschließlich aus Spenden finanziert - ehrenamtliche Mitarbeiter, freundlich grüßende Ärzte & Schwestern und mehrere Lächeln inklusive.
Ich wünsche mir sehr, dass es anderswo ähnliche Projekte gibt oder geben wird und dass RUMMS immerimmerimmer bestehen wird - denn es ist ganz BESONDERS.

Spendenkonto: Förderverein Selbsthilfe- und Patientenberatung
Stichwort Radio RUMMS
Kontonr 85714503
BLZ 67090000
VR Bank Rhein Neckar

und eines ist klar:

Wir werden uns wiedersehen! Ich komme wieder vorbei- und das ist ein Versprechen.

13.9.11

Begegnungen

Ich schreibe hier immer wieder über Begegnungen. Über Menschen, die uns prägen, über solche, die uns wie Leitplanken auf unserem Weg zur Seite stehen und die, die wir Freunde nennen. Es gibt auch welche, die wir nie kennen lernen. Oder noch nicht kennen. Eine meiner Mailfreundinnen ist seit ungefähr acht Jahren in meinem Leben. Damals war sie noch ein Teenager, hatte aber dasselbe Hobby wie ich: Fotografieren. Wir lernten uns wirklich über fotolog.com kennen, wo wir täglich Bilder aus unseren Leben hochluden - lange vor Facebook.
Außerdem haben wir uns immer wieder über dieselben Fernsehsendungen kaputtgelacht und in denselben Kinofilmen geschmachtet.
Als es in ihrem Land ein schweres Erdbeben gab, begann sie gerade zu studieren. Damals brauchte sie meine Hilfe nicht, ihre Familie hatte Glück, ihr Haus blieb heil. Aber ich merkte, wie es sie prägte - ihre Unbeschwertheit verlor sie für lange Zeit.
Und nun hat sie zum Geburtstag nur einen einzigen Wunsch: Dass ihre beste Freundin geheilt wird. Sie hat Krebs. In ihrem Land läuft das mit den Versicherungen nicht so wie bei uns. Darum haben wir Freunde und Bekannte Geld zusammen gelegt. Und ich habe daran gedacht, wie es bei mir war: Ich sagte damals zu einem meiner Ärzte, als ich mit dem Verdacht auf Krebs in eine Klinik sollte, ich würde Krankenhäuser nicht mögen. Er antwortete: "Seien wir froh, dass wir welche haben."
Mich berührt dieses Mädchen sehr. Ihr rennen gerade viele Freunde weg, nur weil sie dieser einen Freundin beisteht. Sie ist inmitten von Prüfungen für die Freundin in der Klinik (das Geld hat gereicht, hurra!) da. Und lächelt und sieht dennoch das Schöne im Leben.
Das ist für mich wahre Größe.