23.8.16

KINOTIPPS: FRÜHSTÜCK BEI MONSIEUR HENRI und KILL BILLY

Ich fange mit dem Film an, der mir besser gefallen hat: FRÜHSTÜCK BEI MONSIEUR HENRI
- Die junge Constance findet das einzige bezahlbare Zimmer in Paris bei Henri, dessen Sohn die Wohnungsanzeige aufgegeben hat. Gegen seinen Willen lässt der brummige alte Herr sie bei sich einziehen - mit einigen Auflagen, u.a. das Klavier nicht zu berühren. Und natürlich kommt es wie es kommen muss - sie berührt das Klavier nicht nur sondern spielt einfach göttlich darauf. In der Rolle der Constance brilliert Noemi Schmidt. Sie ist nicht nur wunderschön sondern spielt die junge Frau auch einfach fabelhaft. Es gibt eine Szene, in der ihr die Tränen kommen, daran wirkt alles einfach nur echt. Oder zu Anfang, als Constance ihren Eltern auf dem Markt hilft und vollkommen verpeilt ist - ich nehme ihr alles total ab.
Constance soll Henri dabei helfen, die verhasste Schwiegertochter loszuwerden. Dabei hat sie genügend eigene Probleme - Prüfungsangst, einen unmöglichen Vater, eine unglückliche Verliebtheit. Dass sie dennoch ihren Weg geht - und Henri, dessen Sohn und die Schwiegertochter ebenfalls - zeigt, dass das Schicksal doch nicht "ein Haufen Scheiße" ist, wie Henri zu sagen pflegt sondern dass eine ausgesuchte Familie manchmal doch die bessere ist als die aus der man kommt. Die "Nebenfiguren" sind auch super besetzt - der junge Kollege, dessen Traum eine Weltreise ist genau so wie die Studenten der Hochschule und die Schwester der Schwiegertochter. Perfekt wird der Film durch die großartige Musik. Dann und wann erinnert sie zwar an "Amelie" oder "Zusammen ist man weniger allein" aber ein französischer Film muss so sein und Laurent Aknin hat hier einen Soundtrack geschaffen, der Yann Tiersens Kunst in nichts nachsteht.


KILL BILLY
Norweger Harold lebt seit 40 Jahren mit seiner inzwischen dementen Ehefrau Marny über dem gemeinsamen Möbelgeschäft als nebenan ein IKEA eröffnet und binnen eines halben Jahres niemand mehr seine Qualität kauft. Alle kaufen "Schrott", wie er es nennt, bei IKEA. Und er will sich umbringen. Blöd nur, dass die Sprinkleranlage ihren Dienst tut. Also beschließt Harold, nach Schweden zu fahren und Ingvar Kamprad - IKEA-Gründer und seine Wurzel allen Übels - zu kidnappen. Dabei begegnet ihm nicht nur sein Sohn sondern auch ein junges Mädchen, das ziemlich mit ihrer Mutter und deren verpassten Träumen zu kämpfen hat. Ich sage es selten, aber diesem Film hätte eine halbe Stunde länger gutgetan. Für meine Begriffe endet er ziemlich mittendrin, auch wenn mit Blicken und Gesten alles gesagt zu sein scheint. Letztendlich ist jeder ja selbst für sein Glück verantwortlich und sollte vor seiner Türe kehren. Dennoch hätte mir ein "richtiges Ende" gut gefallen. Besonders toll: Björn Granath in der Rolle des Kamprad - er sieht ihm so dermaßen ähnlich! Der Film hat viel Wortwitz aber auch Traurigkeit und die Sehnsucht nach Leben.


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