25.5.10

Buchtipp: Brief an mein Leben - Miriam Meckel


Ich habe lange nichts gelesen, genauer gesagt ein ganzes Jahr nicht. Gut, ein neuer Job bringt viele Eindrücke, Aufgaben, knappe Freizeit mit sich, manchmal will man ja auch noch die Freunde sehen - schwupps ist ein Jahr vorbei.
Vorher hatte ich viel Lese-Zeit: Erst arbeitslos, dann krank - während die Chemo in mich reintropfte, habe ich mich durch Lesen abgelenkt, stundenlang.
Nun bin ich wieder gesund und arbeite. Es macht Spass, ist abwechslungsreich und interessant - aber dass ich zu lesen aufhörte, fiel mir erst gar nicht auf. Als Kind habe ich wöchentlich Bücher aus der Bücherei nach Hause geschleppt und mich letztendlich einmal quer durch die Regale und zurück gelesen. Mit viel Glück schaffte ich nun das "Streiflicht" in der SZ, ab und an die aktuellen Nachrichten diverser Online-Ausgaben gängiger Tageszeitungen und eine Zeitschrift, in der ich regelmäßig im Zug blättere und lese. Mehr ging nicht. Bis zu dem Tag, an dem meine Freundin mir Miriam Meckels "Brief an mein Leben - Erfahrungen mit einem Burnout" ans Herz legte. Das Buch liest sich so flüssig und gut, ist amüsant und gleichzeitig ermahnend, dass man es kaum mehr weglegen kann. Wenn man schon selbst in einer (Reha-)Klinik gewesen ist, erkennt man einzelne Begebenheiten oder gar Charaktere, die einem selbst passiert oder begegnet sind, wieder. Aber auch, wenn man einfach zuviel arbeitet oder versucht ist, zuwenig auf sich zu achten, bringt einen das Buch weiter. Ich mag es, wenn es persönlich wird, aber auch die eingeflochtenen soziologischen Beispiele, Fussnoten und somit auch Buchtipps zum Weiterlesen.
Mein Lieblingskapitel "Texturen" habe ich kopiert und in den Kalender gelegt. So kann ich immer mal wieder nachlesen, wie sich jemand mit Texten beschäftigt - und darüber nachdenken, wie ich das tue. Die Kopie erinnert mich daran, dass man auf sich aufpassen muss - man hat nur den einen Körper - und man sollte ab und zu doch versuchen, sich selbst der Nächste sein, auch wenn das manchmal auf Widerstand stößt.
Es gibt Vieles in diesem Buch, was mich sehr berührt hat - auch die vermeintliche Offenheit, das Offenlegen von Gefühlen und Gedanken, einen Teil der eigenen Geschichte preiszugeben - das ist Stärke.
Ich habe daraus gelernt, dass man besser achtgibt auf sich, auf die vielen kleinen Signale, die ein Körper aussenden und die man doch ignorieren kann - ich sollte öfter mal freinehmen und mein Leben genießen - oder ein Buch lesen - und das habe ich seitdem getan, schon zwei Bücher ausgelesen und ich freue mich so sehr auf meinen Mussichnochlesenstapel.
Danke, Miriam Meckel!

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