Michael Bordt SJ
Die Kunst, die Eltern zu enttäuschen
Vom Mut zum selbstbestimmten Leben
Elisabeth Sandmann Verlag
ISBN 9783945543399
11 EUR
Dieses
Büchlein hat es in sich: Auf 94 Seiten dürfen wir lernen, wie okay es
sein kann, andere Menschen zu enttäuschen. Und wie wir selbst mit
eigenen Enttäuschungen umgehen können.
Michael Boldt ist Jesuit und
Philosoph und nimmt uns in diesem leicht in der Tasche mitzunehmenden
Buch an die Hand. Ich war versucht, es in einem Rutsch durchzulesen -
blätterte dann aber zurück und ließ es mich eine Zeitlang begleiten und
Seite für Seite auf mich wirken.
"Enttäuschungen
sagen etwas über unsere Erwartungen und Hoffnungen, sie sagen etwas
darüber aus, wie wir gerne leben würden. Sie zeigen uns, was uns
eigentlich am Herzen liegt und wer wir wirklich sind"
Zusammenfassungen
wie diese finden wir vor jedem Kapitel. Der Text ist schlüssig - in
jeder Zeile. Normalerweise unterstreiche ich gerne Stellen, die mir
wichtig erscheinen - hier ist das gesamte Buch wichtig. Es geht nicht
nur um Eltern oder negative Gefühle - es geht um alles, was uns mit
anderen Menschen verbindet und die Gedanken, die wir uns um sie machen.
Um die innere Haltung und um Grenzen. Aber auch um Freiheit. Michael
Bordt beschreibt, was wir kennen - und gibt Tipps. Vieles konnte ich
"abnicken" und feststellen, dass ich inzwischen schon ganz "richtig"
handle. Aber ein Falsch gibt es ja auch eigentlich nicht, wenn man sich
und andere reflektiert und sich bewusst macht, was alles im Leben
zusammenspielt, damit wir es "klar" erleben. Wer sich mit sich und
anderen aussöhnt, ist auch für andere die angenehmere Person. Wer sich
reflektiert und Handlungen anderer zu verstehen beginnt, hebt Irrtümer
auf.
Eigene Erwartungen und
Erwartungen anderer sind maßgeblich beteiligt, wenn es um
Enttäuschungen geht - machen wir uns bewusst, was unsere Erwartungen
sind, werden wir mitunter weniger enttäuscht. Wobei enttäuscht werden
letztendlich auch zum Heilungsprozess gehören kann.
Es ist kein "Arbeitsbuch", das hätte mich auch abgeschreckt. Auch würde ich es nicht als Sachbuch beschreiben.
Es
ist ein Buch, das mir in meiner Sammlung gefehlt hat. Eines dieser
Lebensbücher, die ich gerne immer wieder zur Hand nehme und auch
bestimmt weiterhin brauchen werde. Und empfehlen, empfehlen werde ich es
oft!