6.12.25

Lebensmusik

Wenn wir früher mit dem Auto durch die Gegend gefahren sind, haben Stef und ich ein Spiel gespielt: Wer am schnellsten ein Lied in den ersten Sekunden erriet, hatte gewonnen. Es gab keinen physischen Gewinn, nur Lachen und Freude und die Liebe zu Musik. "Boah, du bist gut geworden", rief sie irgendwann voller Stolz. Nein, sie ließ mich nicht gewinnen, ich hörte ja fast ununterbrochen Radio, sodass ich bei neueren Songs einfach schneller war. Dafür hatte sie zu manchen Texten eine Geschichte parat oder wir drehten die Musik einfach ganz laut auf, sangen mit und schauten in die Landschaft. Heute erkenne ich auch noch viele Songs, es gibt aber auch technische Möglichkeiten, sodass ich zum Beispiel in Cafés die Musik tracken, um sie mitnehmen zu können. Ein Gefühl von guten Orten 🩷



5.12.25

Nochmal Libby Page

Ich habe jetzt alle Bücher von Libby Page gelesen, die auf dem deutschen Markt sind oder gebraucht zu erwerben und kann sie Euch nur empfehlen. Sie schreibt einfach so feinsinnig und beschreibt Menschen und Orte wie Gefühle dazu so unfassbar gut, dass ich gar nicht mehr aus den Geschichten auftauchen wollte. "Schwimmen mit Rosemary" ist unter dem Titel "Im Freibad" quasi doppelt erschienen und ich liebe es auch sehr, obwohl es ein bisschen anders ist. Aber es lohnt sich genau so wie alle anderen Bücher von Libby Page! // Unbezahlte Werbung 



4.12.25

Gerümpel

Der aggressive Nachbar mit dem teuren Auto ist ausgezogen. Trotzdem ist er immer wieder da und sein Müll auch. Seine Wohnung scheint an Freunde vermietet worden zu sein. Etwa alle drei Monate wechseln nun die Bewohnerinnen und Bewohner, aber dass sie bis in die frühen Morgenstunden feiern haben sie alle gemein. Dennoch ist es eine gute Nachricht. Vielleicht ist es aber auch die heutige Zeit und ich bin einfach zu alt für all das. Nebenan hat der Ernährer seinen ganzen Müll in den Vorgarten geworfen. Es sieht aus wie vor einem Plattenbau oder in den speziellen Bezirken im Ruhrgebiet. Aber der Grill ist weg. Man kann sich ja auch über die kleinen Dinge freuen.



3.12.25

Wunderschön

 Das ist die Klosterwiese in Baden-Baden. Während morgens unten noch der Nebel hängt, strahlt die Sonne oben schon alles rötlich an💕





2.12.25

Shirinchen

 In einem meiner letzten Blogbeiträge habe ich Euch nebenbei erzählt, dass Shirin nicht mehr bei uns ist. Im Buch "Mein Katzenleben" steht noch, dass es ihm gut geht, hier nun die Fortsetzung unserer Geschichte, die im Februar 2024 endet.

Er wurde fast zehn Jahre alt, davon hatte er acht Jahre lang IBD.
Bei dieser Erkrankung gibt es verschiedene Symptome und die Diagnose wird durch Ausschlussverfahren gestellt. 
Bei jeder Katze kann es sich anders äußern, die Symptome sind selten gleich. Medikation ist meistens Cortison, aber bitte hört auf die Tierärztin oder den Tierarzt und wenn Ihr unsicher seid, geht in eine andere Praxis. Wir haben auch insgesamt fünf ÄrztInnen nacheinander konsultiert von der Diagnose bis zur richtigen Behandlung. 
Bei ihm waren es immer wieder Blutungen durch aufgeplatzte Zysten im Darm, was sowohl vorne als auch hinten raus kam. Zudem musste er alle paar Stunden essen, auch nachts. 
Das bedeutete, wir schliefen nie durch und in den Mittagspausen musste er auch gefüttert werden.

Dadurch verbrauchten wir Unmengen an Futter.
Wir hatten das Glück, nach schwierigen Zeiten  an eine sehr kompetente Tierärztin zu geraten, die ihm zunächst noch fast beschwerdefreie Jahre schenkte. Sie brachte mir bei, wie man Spritzen gibt und Shirin liebte die Frau total. Unsere Ausflüge dorthin waren für ihn null stressig, er wollte immer bei Muddi sein und ich hatte für seine dicken Brüder einen Katzenbuggy gekauft, er jedoch, der in Transporttaschen gepasst hätte, saß immer wie ein kleiner König darin und beobachtete die Welt. 
Leider ging es ihm dann schlechter und es wurde zusätzlich noch Leukämie diagnostiziert. Außerdem hatte seine Blase inzwischen eine Größe, die nicht normal war. 
Dennoch meinte der anwesende Tierarzt, er könne bei der guten Pflege noch Jahre haben. 
Es wurden leider nur Wochen, in denen er aber noch mehr verwöhnt wurde und als schließlich seine Nieren aufgaben, ließen wir ihn gehen. 
Der Tierarzt sagte, nur selten machen Menschen das so lange so intensiv mit. Aber Shirin war, was man roten Katern ist nachsagt, sehr besonders. Neben seinem eigenen Kopf, dem ständigen "ich habe Hunger" und einer Sonderstellung im Katzenrudel verstand er jedes Menschenwort. Er sprach auch und lag jeden Abend in meinem Arm. Er war ein Familienmitglied.

Ich bin sehr dankbar für meinen Teilzeitjob, den ich damals bekommen habe, um mehr für ihn  da zu sein. Ich bekam immer frei, wenn wir spontan zum Arzt mussten und immer war Verständnis da. So etwas ist nicht selbstverständlich.


Triggerwarnung: Tod eines Haustieres
Shirin hat etwa eine Woche lang sein Gehen angekündigt. Dadurch war das Bestattungsinstitut vorbereitet, die Tierarztpraxis ebenfalls und ich wusste, ich möchte seine Asche gern wiederhaben. 
Es besteht die Möglichkeit, Tiere beim Tierarzt zu lassen, was mit ihnen dann passiert, halte ich für unethisch. 
Bis zum Termin im Bestattungsinstitut (man kann die Tiere auch abholen lassen), kam Shirin wieder mit nach Hause. Ob man ein verstorbenes Tier den anderen tierischen Familienmitgliedern zeigt, darüber gibt es viele Meinungen. Für uns war es das Richtige.
Die fünf Adoptivbrüder verstanden sich gut. Wie sollten die übrigen 4 verstehen, dass Shirin mitgenommen wird und nicht zurückkommt?
Darum legte ich ihn zu uns aufs Sofa. Alle waren interessiert. Aber die Zwillinge nur kurz, DasSams auch eher ängstlich, dass er als nächstes auf einen Ausflug zum Tierarzt muss, das ist aber immer so. Caramelli guckte genauer, er war aber damals dabei, als sein Freund Schoko starb und er nahm es beide Male hin. Kleinerhong, der gleich alt ist und ihm am nächsten war, schaute genauer. Er roch an ihm und schien "Aha" zu denken.
Als Shirin dann zum Kremieren kam, formierte sich die Katzenbande schon neu. Sie hatten schnell raus, dass die Aufmerksamkeit neu verteilt wurde, schließlich mussten sie immer ein wenig zurückstecken, wenn Shirinchen sich mal wieder übergeben oder Hunger hatte. Wir schliefen plötzlich alle durch. Wir hatten mehr Zeit. Shirin fehlte, aber die Vier rückten noch mehr zusammen.
Man kann die Asche bei manchen Instituten verstreuen lassen, nachdem die Tiere mit verschiedenen anderen Tieren kremiert wurden. 
Beide beschriebenen Wege sind vermutlich die günstigsten, wenn man keinen eigenen Garten außerhalb eines Naturschutzgebietes hat. 
Ich habe entschieden, dass wir eine Einzelkremierung möchten mit Ascherückführung. Das bedeutet, man bekommt nach einiger Zeit eine Tüte mit einem Schafottstein samt Asche und ein Zertifikat zurück. Das versichert, dass es die Asche Deines Tieres ist. Man kann auch Urnen aussuchen, die fand ich aber dort, wo wir waren, nicht schön und überteuert. 
Shirinchen, der die Küche so liebte, ist nun in einem Weckglas zuhause.
Darüber leuchtet jede Nacht ein Licht. Das gravierte Glas hat mir eine Freundin geschenkt.
Als die Asche zurück kam, sah ein kleiner Knochensplitter aus wie ein Herz. Ich bin davon überzeugt, dass wir Zeichen aus einer anderen Welt bekommen können❤️‍🩹


Inzwischen waren einige Wochen vergangen und ich bekam von einer Frau, die Haustiere als Filzminiatur herstellt, einen Minishirin. Das ist kein Stofftier und die meiste Zeit sitzt er in einer durchsichtigen Box, aber hier mal ein paar Bilder, die ich tröstlich finde:








1.12.25

Windbeuteltage und Sternbilderjahre

Liebe Stef,
heute vor unfassbar verflixt langen sieben Jahren bist Du gestorben. Ich frage mich jedes Jahr, wo die Zeit geblieben ist, aber diesmal kann ich die sieben Jahre kaum greifen. 
Begreifen. 
Und was ist mit den vielen Jahren davor? Wir würden uns heute dreißig Jahre und sieben Monate kennen. Vielleicht würden wir wieder Windbeutel essen oder Sterne gucken. 
Wir haben immer zuerst den Großen Wagen als Startpunkt genommen und uns dann drumherum orientiert. 
Als wir noch nicht in derselben Stadt lebten, hatte jede die Aufgabe, bis zum nächsten Wiedersehen ein neues Sternbild zu finden und es der anderen dann zu zeigen. Wie überraschend das war, als wir plötzlich bemerkten, dass es einen Wintersternenhimmel gibt, als der Sommer endete. Wir standen in der klirrenden Kälte und fanden zusammen ein neues Bild. Im Sommer hatten wir auf einem abgeernteten Weizenfeld liegend plötzlich die Milchstraße  gefunden und alle, die dabei waren, schauten ganz still mit. Zuvor hatten sie uns ausgelacht, Sternbilder suchen auf einem Feld an  sich in alle vier Himmelsrichtungen kreuzenden Feldwegen, jaja. Du konntest Menschen begeistern.
Ich kann das kleine Büchlein mit den Sternbildern nicht finden und es gab auch keine Windbeutel beim Bäcker. Darum habe ich die dusselige KI gebeten, sich darum zu kümmern. Beim Großen Wagen hat sie leider komplett versagt, aber unser Windbeutelfoto ist lustig. Fast so, als sei es echt. Darum zeige ich es hier und sage wie jedes Jahr
Danke für alles.
Deine Jess.
(Du fehlst mir)




30.11.25

Gemeinsam erinnern

Trauer ist etwas, das lernt jeder Mensch irgendwann kennen, mal früher, mal später. Wichtig ist, sich gemeinsam erinnern zu können, das habe ich mit den Jahren gelernt. Für mich hilft es nichts, sich ins stille Kämmerlein zurück zu ziehen, auch wenn ich Pausen respektiere und oft auch selbst brauche. Aber wenn jemand stirbt und wir zusammenrücken, dann ist es heilsam.
Es gab plötzliche und angekündigte Sterbefälle und mal gingen wir alle unseres Weges, mal trafen wir einander, um über die Person zu sprechen, zuletzt aber ging jemand, über den viele Geschichten zu erzählen sind und von dem wir immer wieder Zeichen bekommen und uns zusammen setzen. 
Es ist nicht Stef, von ihr erzähle ich Euch morgen an ihrem unfassbaren siebten Todestag. 
Heute meine ich AJ und seine Art, das Leben zu sehen und die Menschen. Er wollte in seinem letzten Sommer, dass wir über Freude, Gelassenheit, Mitgefühl und Liebe sprechen. Dass wir diese vier Unermesslichen in die Welt tragen. Er wertschätzte Menschen, egal welchen Alters, unabhängig von der Position oder so. Er fragte mich häufig um Rat und ich konnte ebenso auf ihn zählen. 
Wir feierten dreimal mit ihm seine Verabschiedung in den Ruhestand, den er nicht mehr erleben sollte - es folgten drei weitere Termine, um ihn für immer zu verabschieden. Wenn wir uns heute treffen, ist er bei uns. Wir erzählen Geschichten von ihm und immer fällt uns etwas Neues ein, das uns mit einem Lächeln aber auch mit Tränen in den Augen an ihn denken lässt. Kleine Geschenke, die er gemocht hätte, werden ausgetauscht und als mir diese Woche ein verschmitztes Foto von ihm in die Hände fiel, das ich 2023 aufgenommen habe, war ich so unendlich dankbar dafür, dass er mich dazu damals aufforderte. Er war Gold wert und wir für ihn und das zeigt er uns noch heute, indem innige Freundschaften entstehen und bestehende Freundschaften noch inniger werden.