13.4.09

Mein Lieblingsbuch/ 13. April 2009

Susanna Tamaro: Geh, wohin dein Herz dich trägt
Eine große Familiengeschichte zwischen 190 Seiten

Marta findet nach dem Tod ihrer Großmutter Olga deren Brief-Tagebuch, das komplett an die Enkelin gerichtet ist. Während sie darin liest, werden wir zum Mitleser, da das Buch ausschließlich in dieser Briefform geschrieben ist. Wir erfahren Einiges über eine Familie, die immer wieder über Steine stolpern muss und mit faszinierender Sprache führt uns Olga schließlich durch ihr ganzes Leben. Wir lernen das alte Haus und den Garten kennen und bekommen eine Vorstellung von dem zuletzt recht einsamen Leben der Großmutter, das gespickt von Erinnerungen und dem Besuchen des Dachbodens ein einziges Abschiednehmen und Versöhnen zu sein scheint.
Susanna Tamaros Roman ist eine Generationengeschichte voller Weisheit, Liebe und dennoch traurigem Schicksal. Es ist ihr drittes, aber wohl bekanntestes Buch, das 1995 auch die deutschen Bestsellerlisten stürmte.
Ilaria ist Olgas Tochter und hinterlässt nach ihrem viel zu frühen Tod die kleine Marta, um die Olga sich kümmern muss. Schon zu Beginn zitiert Tamaro Den Kleinen Prinzen, verbindet spielerisch Fiktion mit Wirklichkeit und erzählt Marta, wie alles begann, damals, als sie plötzlich die Mutterrolle übernimmt, obgleich sie doch so gerne lediglich Großmutter geblieben wäre. Sie erklärt ihr Vieles, Marta erfährt Dinge, von denen sie nicht einmal etwas ahnte und wir lernen so ganz nebenbei eine Menge übers Älter werden und Fehler machen. Olga erzählt auch die Geschichte von Ernesto und Augusto, macht Marta (und uns) klar, welche Bedeutung diese beiden Männer in ihrem Leben hatten und wie Ilaria als Tochter und Mutter war. Die Liebe mit all ihren Facetten kommt nicht zu kurz - ob es nun die Liebe zu Hund Buck oder die zwischen Tochter und Mutter, Mann und Frau ist – man glaubt Susanna Tamaro all das sofort, fast so, als sei es eine eigene vage Erinnerung, die man nun plötzlich zwischen den Buchseiten wiederfindet.
Ilarias Geschichte wird ausführlich beleuchtet und ist doch Nebensache, wenn man den weiteren Verlauf der Familiengeschichte ansieht. Trotzdem scheint die immer schwieriger werdende Beziehung zwischen Großmutter und Enkelin ihre Ursache doch auch dort zu haben. Schlussendlich verschwindet Marta ebenso aus dem Leben ihrer Großmutter, wie es schon ihre Mutter Ilaria Jahre zuvor getan hat und als sie zurückkommt, ist es nur scheinbar zu spät. Buck ist noch da und das Haus mit dem alten Dachboden, das Brieftagebuch und damit alle Erinnerungen. So lebt Olga weiter. Immer weiter.
"Geh wohin dein Herz dich trägt" wurde aus dem Italienischen von Maja Pflug übersetzt und es hätte nicht besser gemacht werden können. Die ganze Wärme dieser Briefe kommt auf jedenfall beim Leser an.
Das Buch ist auch hervorragend verfilmt worden und nur selten findet man so viel eigene Vorstellung von Schauplätzen, Personen, ja, und Stimmen – in dem Falle Olgas Stimme – in einem Film wieder. Hier passt alles – und darum empfehle ich beides für diejenigen, die Geschichten übers Leben mögen und eine Prise Weisheit darin lieben.
 

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