Wohin man in Urlaub fährt, plant man in der Regel und hat ein Ziel. Dass auch der Weg das Ziel sein kann, habe ich zwar gewusst, aber noch nie ausprobiert. Bis jetzt. Ich habe mit wenig Geld viele Städte und Städtchen bereist und eine Menge Menschen getroffen und Eindrücke gesammelt.
Start war Baden-Baden - hier gab es Dank Sparpreis der Bahn eine schnelle ICE-Verbindung nach Basel. Sie ist irgendwie bunt, diese Stadt (gelbe Zebrastreifen und Graffiti), und die Rheinufer erinnern an Venedig. Ich fand es aber auch unglaublich laut und hektisch. Wie es eben so ist in einer Stadt. Montags sind hier übrigens viele Geschäfte geschlossen. Da ich finde, man erkundet eine Stadt am Besten zu Fuss, habe ich dies auch hier getan. Vom Bahnhof über die Wettsteinbrücke und dann eine Art Rundweg durch die Stadt und über die Mittlere Brücke zurück, an der Helvetia, die nachdenklich dreinschaut, vorbei. Samstags haben sie in Basel fast immer Flohmarkt, also werde ich hier sicher wieder mal hinkommen.
Weiter ging es dann wegen des Wetters gleich nach Bad Säckingen, eigentlich hatte ich vorgehabt, mir das Vitra Museum in Weil am Rhein anzuschauen, Bus 55 geht direkt vom Claraplatz in Basel dorthin. Das hebe ich mir aber für besseres Wetter auf, das Museum soll einfach total irre aussehen und dafür brauche ich blauen Himmel als Kontrast auf meinen Fotos. Eine Verbindung von Basel SBB nach Deutschland, die außerhalb der nächsten paar Orte enden soll, bucht man besser vorher noch in Deutschland oder am Basel Badischer Bahnhof. Der einzige DB-Automat befindet sich in SBB nämlich auf Gleis 2 und man kann nur wenige regionale Verbindungen auswählen. Die Kurzstrecke zwischen SBB und Badischer Bahnhof kostet zum Beispiel 3 Euro. Bucht man eine Strecke zB nach Bad Säckingen am Schalter der Schweizer Bundesbahn, kostet sie exakt das Doppelte von dem, was man in Deutschland für die Strecke zahlt. Und da denkt man immer, die DB sei teuer..
Die Verbindungen sind sehr gut, man sagt auch, an Basel komme man nicht vorbei - ich habe bemerkt, man kommt nicht drumrum, da umzusteigen:o) In Bad Säckingen hatte ich bereits eine Übernachtung vorab gebucht, da man hier wie in vielen anderen Schwarzwaldorten die Konuskarte bekommt. Man zahlt ganz normal seine Kurtaxe und erhält dafür diese Gästekarte, mit der man kostenlos bis zum Abreisetag 0:00h Bus und Bahn benutzen darf.
Da mir jedoch Bad Säckingen gefiel, blieb ich einfach erstmal dort. Ein kleines Städtchen mit einer wahnsinnig schönen Kirche - die Deckenmalerei ist unglaublich - kleinen Läden, netten Leuten, Cafes und einem Supermarkt in einer Passage - alles da, was man braucht.
Übernachtet habe ich direkt bei der Touristinfo im Hallwyler Hof, sehr günstige, sehr tolle Zimmer und direkt an der Holzbrücke, die nach Stein in der Schweiz führt.
Wenn man bedenkt, wieviele Touristen sich tagtäglich hier über die Brücke und am Rhein entlang bewegen - der hier übrigens von oben grünlich aussieht und unten ganz klar ist - ist es unglaublich, wie freundlich ich hier empfangen worden bin und wie viele Fragen locker beantwortet wurden. Das war einfach toll.
W-Lan gibt es nebenan im RHYBRUGG und hier gibt es neben unglaublichen Milchshakes auch tolle Kaffeespezialitäten, zum Beispiel mit Pfefferminze. Was auch toll ist, man darf bei den umliegenden Bars Essen bestellen und sie liefern es an den Tisch im Rhybrugg.
Nachdem ich Trompeter, Schloss, Holzbrücke, Friedhof, Kirche, Türme und Läden mehrfach umkreist, fotografiert und Vieles über die Stadt gelesen hatte, ging es schon früh am nächsten Tag weiter Richtung Waldshut. Mir war noch von den Rheinschwimmbädern erzählt worden und ich war völlig begeistert, als der Zug ganz nah an einem vorbeifuhr. Überhaupt fährt man die ganze Zeit am Wasser entlang. In Waldshut stieg ich spontan aus, einfach, weil ich dachte, hier könnte es schön sein, und ich wurde nicht enttäuscht. Ähnlich wie Gengenbach liegen viele kleine Geschäfte zwischen zwei Toren und es ist wirklich sehr klein und nett, wenn man den Weg vom Bahnhof zur Altstadt gefunden hat. Die dortige Touristinfo war so freundlich, mir beim Grenzgebiet der Konuskarte behilflich zu sein und fragte auch bei Kollegen in einem anderen Ort nach, aber leider ist die Karte mit dem eingezeichneten Bereich nicht besonders deutlich, was die Grenzorte betrifft, so dass mir auch niemand sagen konnte, was für ein Ticket ich bis zum Bodensee und wieder zurück lösen müsste, aber wenn man sich sehr innerhalb des Gebietes bewegt, kann einem nichts passieren. Darum beschloss ich, meine Richtung zu ändern und nur innerhalb des erlaubten Gebietes ohne Grenzgebiet zu nutzen und am nächsten Tag das Baden-Württemberg-Ticket für den Bodensee zu nehmen. Denn mein Ziel war ja der bloße Weg und ich wollte wissen, wo mich das Leben hinbringt. Orte wie Istein und Murg kannte ich nicht, sind aber schön. Die nächste bekanntere Stadt war dann Lörrach und hier gibt es neben dem McDonalds das LUCKY MOON, mein erstes warmes Mittagessen am Buffet für 6,90 - super Essen, super Auswahl, einfach toll. Und sie guckten auch gar nicht komisch wegen meines Wanderrucksacks oder so.
Irgendwann kann Bahnfahren etwas nerven und die Füße wollen trotz Blasenpflaster oder Fusscreme auch nicht mehr. Also ging´s weiter nach Baden-Baden, um hier zu übernachten und die Übernachtungskosten zu sparen. Die Konuskarte gilt nur bis Achern und dann erst im Stadtgebiet Baden-Baden oder Rastatt, also musste ich in Lörrach noch die Zwischenstationen für 3,80 Euro lösen.
Am nächsten Tag, frisch gestärkt und ausgeschlafen, holte ich mir dann das Baden-Württemberg-Ticket Single zu 20 Eu (als Gruppenticket ist es auch sehr günstig) und nahm die Schwarzwaldbahn an den Bodensee. Umstieg in Singen, nach Überlingen ists von da ein Katzensprung. Auch kommt man von hier aus nach Schaffhausen oder andere Orte außerhalb des Konuskartengebiets vom Vortag, die ich beim nächsten Mal erkunden werde - der Rheinfall steht zum Beispiel noch aus. In Überlingen wimmelte es dann leider nur so von Touristen(bussen). Vom Bahnhof aus schob sich eine Karawane am Weltladen vorbei zur Uferpromenade und wenn man vorher nach links abbiegt, kommt man zwar an Ostampelmännchen und wunderschönen Läden vorbei, aber es ist doch unglaublich voll. Am Ufer gibt es zahlreiche vollbesetzte Cafes und ich beschloss, das Schiff nach Konstanz zu nehmen. Stolze 9,30 Euro, weil das BaWüTicket hier nicht gilt, aber man bekommt auch was dafür: Ein niederländischer Kapitän, der "die Blümeninsell Mainau" ansagt, ebenso wie Uhldingen und einige andere Orte. Man sieht die Pfahlholzhäuser, die Wallfahrtskirche des Kloster Birnau, und wenn man Glück hat, überquert ein Zeppelin den blauen Bodensee am blauen Himmel. Es wirkt mehr wie ein Fährschiff als ein Ausflugsdampfer und die 1 1/2 Stunden vergehen wie im Flug. In Konstanz gibt es noch immer den seit Jahren am Ufer stehenden Souvenir- und Esoterikstand und auch alle Cafes sind wie sie immer waren.
Weiter von dort nach Radolfzell mit der Schweizer Regionalbahn an ein weiteres Seeufer, steiniger als die anderen, und dann von dort aus über Donaueschingen, St. Georgen, Triberg und Offenburg wieder nach Hause.
Scheee war´s!!
Daten: Sparpreis nach Basel 19 Eu Basel-Bad Säckingen 7,10 Eu Übernachtung 39 Eu Mittagstisch 6,90 Bodensee 20 Eu Schiff 9,30 Eu Eis, Wasserflaschen, belegte Brote ca 6 Eu Sonne gratis Glück & Gespräche unbezahlbar ;o)
Viel Spass beim Nachmachen!! :o)
27.8.10
TIPP: Reisen ohne Ziel - unter 110 Euro schönen Urlaub machen
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